Dr. Heinz Schilling • Professor für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie der Goethe-Universität Frankfurt am Main

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Region
Heimaten der individualisierten Gesellschaft

Region als funktionale und identitätsstiftende Raumgröße wird in aktuellen Debatten nicht in Frage gestellt. Entgegen der neuen Konjunktur von "Region" fragt dieses 580 Seiten umfassende Buch grundsätzlich nach der Relevanz überörtlich konstruierter Räume für den Menschen und betrachtet Region auf der Ebene von Alltagspraxis. Individualisierung erweist sich als die auffälligste Substanz der Modernisierung und stellt die Bindungskraft einer als Kulturlandschaft gedachten Region in Frage: Orte verlieren zunehmend an Identifikationspotential. "Die" Region hingegen vermag diesen Verlust nicht auszugleichen. Stattdessen verfassen vielfältige, voneinander verschiedene, persönliche Lebensräume — individuelle Heimaten — den überlokalen Raum. Identitätsbildung in regionaler Reichweite vollzieht sich zunehmend auf der Individualebene. Die konstruierte und geplante "Region" reduziert sich auf Symbolfolien, die für die Alltagspraxis irrelevant sind. Weder darüber, noch über die privaten Raumbezüge der vielen Einzelnen entsteht ein Gemeinschaftsaspekt von Region, nämlich Zugehörigkeit, Zusammengehörigkeit und Unterscheidbarkeit. Dies schließt die Vorstellung einer regionalen Identität gewissermaßen aus. Die in diesem Band analysierten überörtlichen Raumbindungen lassen vergleichend eine Vielfalt regionaler Identitäten entstehen. Ein Ergebnis der Studie lautet, dass es Region nicht gibt, sondern daß Region immer nur wird.

Der Band Region. Heimaten der individualisierten Gesellschaft ist das Ergebnis der umfangreichsten bislang in Deutschland organisierten empirischen Untersuchung zum Thema Region. Dabei wurden methodisch neue Wege begangen, zwei Landkreise in Hessen waren das Forschungsfeld — einer davon reicht bis an die Tore Frankfurts.

In den einzelnen Beiträgen stehen Möglichkeiten und Bedingungen für Identitätsbildung in der Region zur Diskussion; werden individuelle alltagspraktische Raumbezogenheiten analysiert; diskutieren Autoren die Einflüsse von Kulturpolitik, Presse und Mobilität auf Raumvorstellungen; werden Konfliktanalysen aus den Bereichen Regionalplanung, Kommunalpolitik und lokaler Öffentlichkeit präsentiert.

Inhalt:


Methodenteil: Mental Maps und Landkarten der vertrauten Gegend

B. Ploch: Die Symbolisierung der eigenen Welt. Das Raumorientierungsmodell als Schlüssel zu den Mental Maps • A. Kapteina: Vertraute Gegend. Markierte Landkarten und Mental Maps im Methodenvergleich • R. Derkau: Mental Maps oder Wie objektive Wirklichkeit und subjektive Darstellung zu einem Gefühl von Heimat werden • H. Eckert: Offizieller Blick und persönliche Bedeutung. Mental Maps regionaler Entscheidungsträger und Honoratioren

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