Nehmen Sie sich die Zeit zum Lesen (pdf)
Eine günstige Situation für die anthropologische Einsicht in das Thema "Zeit" bietet sich dann, wenn die Zeit aus der Reihe tanzt. Wenn sie rast, wenn sie stehenbleibt, unterbrochen wird oder sich wendet. Wie - Zeit ist Zeit? Das mag der Physiker so sehen. Doch dem Kulturwissenschaftler selbstverständlich ist die Relativität der Zeit, abhängig vom Umgang mit und in der Zeit, von ihrer Handhabung, Bewertung, Einschätzung, Wahrnehmung, beeinflusst von Alltagsumständen und Lebensgefühl. Die Ausnahmesituationen sind es also, die Zeit als kulturanthropologisches Thema gut erforschbar machen: Warum, worauf, wie, warum, wie lange und - überhaupt - in welcher Kultur Menschen warten, ob sie geschenkte Zeit schätzen, nutzlos verplemperte Zeit beklagen oder eine Spanne Zeit in der Rückschau vergolden. Das Warten als "Sonderfall" von Zeit zwischen Nicht-mehr und Noch-nicht war mein Forschungsgegenstand nach der Jahrtausendwende, um die es ganz schnell nachher ganz still wurde. Die Jahrtausendwende ihrerseits, eine Zeit, in der das Weitergehen weiterging, war zuvor Thema eines Aufsatzes, der hier zu lesen ist.
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