Dr. Heinz Schilling • Professor für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie der Goethe-Universität Frankfurt am Main

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Ich mußte doch mal feststellen,
ob die Welt wirklich rund ist

Die historische Vorstellung von einer Gegend, einer Stadt als Lebenswelt von Menschen wird mitbestimmt von Panoramen, Veduten, malerischen Stadtansichten. Zu den berühmten Schöpfern dreidimensionaler Darstellungen, die stets auch Kupferstecher, also Handwerker waren, gehört aus deutscher Sicht seit Sebastian Münster (Cosmographia ab 1545) zunächst Matthäus Merian mit seiner riesigen Topographia Germaniae ab 1642. Die Produktion regionalisierte sich mehr und mehr im 19. Jahrhundert, wofür Ludwig Emil Grimm (1790-1863) und Friedrich Wilhelm Delkeskamp (Panorama des Rheins und seiner nächsten Umgebungen von Mainz bis Coeln, 1825 ff.; Malerischer Plan von Frankfurt am Main, 1864) weniger oder mehr bekannte Beispiele sind.

In dieser Traditionslinie steht gewissermaßen das zeichnerische Werk von Dr.-Ing. Lothar Keck (1914-2000). Der Offenbacher war als ausgebildeter Landmesser (Geometer) öffentlich bestellter Vermessungsingenieur. Er schuf jedoch - im Unterschied zu Künstlern, die ihrem Objekt leibhaftig gegenüberstanden - ein deutlich anderes Genre: die dokumentarisch getreue historische Rekonstruktion. Deren Basis waren zunächst objektiv überprüfbare archivarische Unterlagen, viele aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, wie etwa Katasterblätter, Wirtschaftsregister und Brandversicherungsurkunden, ferner eigene Vermessungen sowie Recherchen bei Zeitzeugen vor Ort.

In Kecks Werk, das in Gestalt von Einzelblattdrucken und Kupfertafeln vorliegt, ist die so genannte Vogelschau die vorherrschende Sichtweise; Blätter aus anderen Perspektiven sind seltener. Nicht zu unterschätzen ist der relativ hohe Arbeitsaufwand des Zeichners und Kalligraphen Keck, dem infolge einer Kriegsverletzung eine Hand fehlte. Ein einziges Blatt konnte drei Monate beanspruchen, und wie leicht konnte es später per Kopiergerät "abgekupfert" werden. Deswegen achtete Keck besonders auf seine Urheberrechte, die auf die Töchter übergegangen sind.

Das Interview habe ich 1994 mit dem 80jährigen Lothar Keck geführt. Das Transkript, hier erstmals veröffentlicht, folgt dem originären Verlauf, der durch Fragen, Antworten, Zeigen und Erklären vielleicht etwas uneinheitlich wirkt - es war eben wie ein Spaziergang durch ein Lebenswerk. Rhetorische Eigenheiten (Ledderfritze, Offebach, des statt das...) wurden nicht geändert, um den Gesprächsduktus - beiderseits - zu erhalten.


Zum Interview (pdf)




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